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Interview mit Josef und Reinhold Sieder - Drei Zinnen Lauf

Drei Zinnen Lauf17,5 Kilometer, 1.350 Höhenmeter und die berühmten Drei Zinnen im Blick: der Drei Zinnen Lauf ging 2014 in seine 17. Ausgabe. Auch dieses Jahr kämpften an die 1.000 Läufer um die Spitzenpositionen. Die Brüder Reinhold und Josef Sieder wissen, wie es ist, mittendrin zu sein.

Die beiden erzählten uns im August 2014, noch vor dem Rennen, von ihrer großen Leidenschaft, dem Laufen. Und verraten, was den legendären Drei Zinnen Lauf so besonders macht.

Reinhold und Josef, wie seid ihr beide zum Laufen gekommen? Habt ihr euch gegenseitig motiviert oder war das alles rein zufällig? Liegt die Begeisterung für den Sport einfach in der Familie?

Reinhold: Sport hat mich bisher eigentlich immer begleitet. Im Sommer habe ich bei den Jugendmannschaften und dann in einem Freizeitverein Fußball gespielt, im Winter dann das Skilaufen. Zudem war ich lange Zeit als VSS-Schiedsrichter bei den Jugendmannschaften im Fußball tätig. Es gehörte dann schon in frühen Jahren zum guten Ton, beim Toblacher Nachtlauf mitzutun.
Das intensivere Training dann hat vor ca. 15 Jahren mit Sepp begonnen. Zuerst haben wir nur zu zweit trainiert, und als dann der Jüngste zum Athletic Club 2000 Toblach zum Trainieren gegangen ist, haben wir auch erkannt, dass wir unser Training auf professionellere Beine stellen müssen, wenn wir uns sportlich weiterentwickeln möchten.
Ja, der Sport liegt wohl in der Familie. So haben wir heuer zum 2. Mal als reine Staffel aus Brüdern bestehend am Brixen Marathon teilgenommen.

Josef: (lacht) Ja, wie Reinhold sagt, die Begeisterung liegt sicher in der Familie. Wir haben immer schon Sport betrieben, bei mir kam zuerst das Skifahren, dann das Langlaufen und dann eine Weile gar nichts. Schließlich habe ich mit Reinhold wieder angefangen zu laufen, da haben wir uns schon irgendwie gegenseitig motiviert.

Start des Drei Zinnen LaufesReinhold Sieder beim Drei Zinnen LaufStreckenbesichtigung

Besonders unter Geschwistern gibt es immer wieder Konkurrenzverhalten: Wer ist wohl der Stärkere, wer der Schnellere. Wie ist das bei euch?

J: Bei uns ist das genauso. Als wir zusammen wieder angefangen haben zu laufen, hatten wir ein starkes Konkurrenzdenken. Mittlerweile hat sich das aber ein wenig abgeschwächt und es hat sich zum Genusslaufen entwickelt. 

R: Ein gesundes Konkurrenzverhalten ist natürlich und sollte in keinem (Lebens-)Bereich fehlen. So im Kleinen als auch im Großen. Deshalb: Ja, es gibt dieses Konkurrenzverhalten. Wobei man dann auch objektiv feststellen muss, dass der Trainingsumfang auch eine gewisse Auswirkung auf die Leistung hat (lacht).

Wer oder was inspiriert euch?

R: Nicht ausschließlich Sportler, sondern Menschen, die mit Zielstrebigkeit und Ausdauer ihre Ziele erreichen. Deshalb orientiere ich mich an Menschen, die Ziele erreichen möchten und hart darauf hinarbeiten.

J: Am Anfang war es sicherlich der Gedanke, bei Rennen gute Resultate zu erzielen. Mittlerweile ist es das Draußen-sein in der Natur, irgendwo einen Berg hinauf laufen, auch alleine, die Umgebung zu genießen und sich fallen zu lassen.

Was bedeuten für euch das Laufen und der Sport im Allgemeinen?

R: Mein Motto ist: Sport ist wie das Leben. Einmal läuft alles wie am Schnürchen, dann wieder nicht, dann braucht es immense Anstrengungen. Vor allem lernt man, dass man seine zur Verfügung stehenden Ressourcen gut aufteilen muss, zurückschalten wenn es nicht mehr geht und frühzeitig auf den Körper hören, das Tempo richtig zu setzen. Vor allem nicht aufgeben und alles hinschmeißen, das lernt man durch den Sport. Deshalb ist Sport vor allem auch für Kinder und Jugendliche immens wichtig und müsste mehr gefördert werden.

J: Bei mir gab es eine Zeit, wo Sport das Wichtigste war, mittlerweile ist es für mich ein gesunder Ausgleich zur Hektik des Alltages. Also mit Stress starten, aber mit Ruhe wieder zurückzukehren.

Was war bis heute euer größter Erfolg als Läufer?

R: Hierzu muss man den Begriff „Erfolg“ definieren. Mein größter Erfolg war vor 3 Jahren die Teilnahme an einem Marathon, genauer gesagt in München. Die Zeit war mit 3 Stunden und 45 Minuten und 12 Sekunden nicht übermäßig, für mich aber mein persönlicher Erfolg. Erfolg definiere ich für mich dahingehend, dass man sich schwer erreichbare Ziele setzen kann und soll und diese dann erreicht.

J: Ich sehe das mit dem Erfolg-haben ähnlich wie Reinhold. Mein größter Erfolg bislang war es, den Halbmarathon unter 1 h 25 min. zu laufen, aber auch die beiden abgeschlossenen Marathons Meran-Bozen und auf die Plose zählen zu meinen schönsten Erfolgen.

Und was war euer schlimmstes Rennen?

J: Das war sicherlich Cortina-Toblach vor einigen Jahren. An diesem Tag hatte ich schreckliche Magenprobleme und habe mich eigentlich nur mehr ins Ziel gekämpft.

R: Dies lässt sich nicht wirklich sagen, da jedes Rennen aus Höhen und Tiefen besteht. Daher kann ich hier keine klare Aussage machen.

Wie bereitet ihr euch auf so ein Rennen wie den Drei Zinnen Lauf vor?

R: Es ist die dritte Teilnahme. Nach der ersten Teilnahme hat sich bestätigt, was ich mit einem Bekannten besprochen hatte, leider erst im Nachhinein. Es gibt Bergläufer und „Flachlandläufer“ (schmunzelt). Konkret ist damit gemeint, dass man die Steigungen nach der Talschlusshütte bzw. die Dauerbelastung komplett anders trainieren muss, als wenn man im Flachen läuft bzw. nur mit leichten oder kurzen, intensiven Steigungen.

J: Auch ich habe bereits zweimal daran teilgenommen. Unsere Vorbereitung sind lange Bergläufe, aber auch lange Läufe im flachen Gelände. Natürlich wird auch die Rennstrecke im Training einige Male abgelaufen. Da wir eigentlich das ganze Jahr über an Wettkämpfen teilnehmen, sind wir immer im Training, speziell auf den Drei Zinnen Lauf bereiten wir uns dann ca. 1 ½ Monate davor vor.

Worin liegt der Reiz des Drei Zinnen Laufs? Was macht ihn so besonders?

R: Einmal sicher die einzigartige Landschaft, die Ankunft bei den Drei Zinnen, die Ausblicke auf die vielen Teilnehmer, wenn man über die Steigungen hinaufblickt. Aber klarerweise auch eine besondere Herausforderung mit 17,5 Kilometer und 1.350 Höhenmeter.

J: Der Reiz liegt sicherlich in der Streckenführung. Zuerst geht es flach dahin, dann kommt der Anstieg. Aber auch neben den Drei Zinnen ins Ziel zu laufen, ist etwas Besonderes, es ist einfach ein schöner Lauf.

Wie sieht der Wettkampftag aus? Wann geht’s raus aus dem Bett, was wird gefrühstückt, wird anschließend gefeiert?

J: Um 7 Uhr geht’s aus dem Bett. Ich frühstücke immer ein weißes Brot mit Butter und Honig, nicht zu vergessen der Kaffee. Eine Stunde vor dem Start wärmt man sich im Startgelände auf. Nach dem Rennen heißt es regenerieren, aber zuerst muss man wieder zu Fuß nach Sexten gehen. Danach lasse ich den Tag eher gemütlich ausklingen.

R: 6 Uhr aufstehen, statt Kaffee einen Tee, normales Frühstück. Vor dem Rennen noch eine Banane oder einen Riegel. Nach dem Rennen sitzt man gemütlich zusammen und isst etwas, soweit es das Wetter zulässt.

Welchen Tipp könnt ihr all jenen geben, die heuer zum ersten Mal am Drei Zinnen Lauf teilnehmen?

R: Die ersten Kilometer bis zur Steigung nach der Talschlusshütte nicht zu schnell angehen, denn man verliert dann in den Steigungen massenweise Zeit. Wichtig ist auch, etwas zum Trinken mitzunehmen, da nach der Talschlusshütte lange Zeit keine Verpflegung kommt und dann ist ein Krampf mehr oder weniger wahrscheinlich. Ansonsten einfach den Lauf genießen, egal wie anstrengend es ist.

J: Aus meiner eigenen Erfahrung habe ich gelernt, dass es sich lohnt, im Flachen etwas langsamer zu laufen. Sobald der Anstieg kommt, hat man noch genügend Reserven, sodass man die vorherige, verlorene Zeit wieder wettmacht. 

Was bringt euch persönlich die Teilnahme an so einem Wettkampf, und wie wichtig ist für euch der Wettstreit mit anderen Sportlern?

R: Die Bedeutung des Wettstreits relativiert sich mit der Zeit. Man läuft für sich und nicht für andere. Klarerweise hat man persönliche Ziele oder man schaut sich Läufer an, die man kennt, und von der Leistung her ähnlich sind. Der Wettkampf an sich ist ein Ziel, das man sich setzt und erreichen will. Wenn man es erreicht, dann hat man ein Erfolgserlebnis. Ein Wettkampf ist auch die Motivation für das Training.

J: Der Wettstreit mit anderen Sportlern ist bei so einem Berglauf eher relativ, mir ist es viel wichtiger, ein gutes Rennen zu laufen und das vorgenommene Ziel, sprich die vorgenommene Endzeit, zu erreichen. Natürlich hat man immer wieder Mitstreiter, die man schon jahrelang kennt und wo einen dann doch der Ehrgeiz packt. Bei manchen Läufern will man schneller sein, bei anderen hofft man den Zeitabstand einschränken zu können.

Motivation spielt im Sport eine wichtige Rolle. Wie motiviert ihr euch für Training und Wettkampf? Gibt es besondere Tricks um den „inneren Schweinehund“ zu überwinden?

R: Das „Erfolgsrezept“ liegt wohl im Faktor Konsequenz. Konsequenz bedeutet auch manchmal „Hirn ausschalten“, nicht lange nachdenken, sondern das tun, was zu tun ist, weil man weiß, dass es notwendig ist (schmunzelt). Motivation ist auch wie ein Wettkampf, auf den man hinarbeitet. Oder um persönliche Ziele zu erreichen.

J: Meine Motivation ist es, körperlich fit zu sein und die mit dem Alter beginnende Gewichtszunahme in Grenzen zu halten. Je besser man auch auf einen Wettkampf vorbereitet ist, umso mehr kann man den Lauf dann genießen. Es ist von Vorteil, wenn man einen Trainingspartner hat, mit dem man fixe Zeiten zum Trainieren ausgemacht hat. Man will dann auch nicht absagen und geht so bei fast jeder Witterung laufen. 

Was motiviert euch bei einem Rennen weiter zu machen, wenn ihr merkt, die Beine wollen nicht mehr richtig? Habt ihr für unsere Leser besondere Tipps?

R: Wenn die Beine sagen, wir können nicht und der Kopf sagt, warum machst du dies überhaupt, dann kommt es nur mehr auf den Willen und die mentale Stärke drauf an. Was ich immer mache, ist mir sehr nahe und leicht erreichbare Punkte auf der Strecke auszumachen und nur bis dahin zu „denken“ und dies für mich als nächstes Ziel zu definieren. Wenn dies erreicht ist, dann geht es weiter zum nächsten Ziel.

J: Die größte Motivation ist das Ziel, dass man das Ziel erreicht und, dass man eine schwierige Situation meistert und durchhält. Viel spielt sich im Kopf ab. Ich versuche mich immer auf angenehme Sachen zu erinnern, mir die innerlich vor Augen zu führen.

Was ist eure liebste Trainingsstrecke und warum?

R: Definitiv der Eggerberg in Niederdorf mit seinen rund 9 Kilometern und knapp 300 Höhenmetern. Die Strecke ist im Sommer aber vor allem im Winter für mich die Laufstrecke schlechthin.

J: Ich muss Reinhold zustimmen, der Eggerberg ist auch meine liebste Runde, weil man da einfach alles dabei hat, es geht rauf und runter. Eine schöne Strecke ist aber auch jene, die bis zum Kriegerfriedhof nach dem Toblacher See führt, einfach nur der Umgebung wegen. Auch schön ist die Strecke Putzalm-Sueskopf-Trogeralm und wieder nach Hause. Da kann man wirklich die ganze Hektik vergessen.

Arbeit, Familie und Sport: das lässt sich nicht immer gut miteinander verbinden. Wie löst ihr dieses Problem?

R: Hier gilt es Prioritäten zu setzen, so wie immer im Leben. Zum Glück ist der Rest der Familie mehr oder weniger sportlich und somit lässt es sich gut vereinen. Aber beim Training für den Marathon vor 3 Jahren habe ich feststellen müssen, dass dies dann schon grenzwertig wird, weil der Zeitaufwand doch sehr hoch war. Da dieser Umstand zeitlich begrenzt war, war es für die Familie noch im grünen Bereich. Ansonsten muss man Kompromisse eingehen, wenn man Sport mit Familie vereinbaren will, definitiv.

J: (schmunzelt) Man muss kompromissbereit sein. Bei der Arbeit gibt es keine Alternative, denn da hat die Arbeit Vorrang. Die Familie kommt aber vor dem Laufen, außer bei intensiven Wettkampfvorbereitungen, da steht das Laufen oftmals an erster Stelle.

Was kann ich vom Laufsport lernen und auf meinen (Berufs-)Alltag übertagen?

R: So wie vorangehend bereits beschrieben: eigentlich fast alles. Zusammenfassend einer meiner Leitsprüche, den ich beim Laufen mir selbst eintrichtere: Wenn es hart geht, dann erst recht. Und dann ist der schwierige Aufstieg auch schon gemeistert.

J: Aufgeben gibt es nicht! Das Durchhaltevermögen und auch die Härte, die man sich selbst gegenüber im Sport aufbringt, kann man auf den Alltag übertragen, auch, dass man den gleichen Einsatz bei der Arbeit zeigt.

Die Laufsaison neigt sich langsam dem Ende zu. Was waren eure Highlights, welche Ziele habt ihr noch für die heurige Saison?

J: Bei uns geht die Laufsaison das ganze Jahr, denn: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Bekleidung (lacht). Highlights waren die Brüder-Stafette beim Plose-Marathon mit unseren anderen beiden Brüdern, aber auch der Benefizlauf in Toblach mit meiner Tochter. Ein Ziel für die heurige Saison ist noch der Drei Zinnen Lauf, ansonsten lasse ich diese Rennsaison gemütlich ausklingen.

R: Heuer waren es bedingt durch die fehlende Zeit nicht allzu viele Highlights. Begonnen hat es Anfang Juni mit dem Cortina Toblach Run, dann die Staffel auf die Plose beim Brixen Marathon und letzthin im Vinschgau die Teilnahme am Reschenseelauf. Im Oktober wäre noch ein Halbmarathon geplant, aber schauen wir mal.

Woher kommt eurer Meinung nach der Drang von Menschen, nach immer größeren Herausforderungen zu streben? Im Laufsport scheint es nach oben kaum noch Grenzen zu geben.

J: Man sucht immer wieder nach neuen Herausforderungen. Der Mensch liebt generell Herausforderungen und wenn er eine erreicht hat, denkt er gleich an die nächste und will ein neues Ziel erreichen.

R: Der Drang nach größeren Herausforderungen ist nachvollziehbar, es müssen aber auch Grenzen gezogen werden. Denn Fakt ist, dass der menschliche Körper für gewisse Belastungen schlichtweg nicht geschaffen ist, vor allem dann, wenn sie andauernd sind. Und ja, es werden immer wieder Grenzen überschritten, die Frage ist aber, um welchen Preis und mit welchen Mitteln.

Letzte Frage: Heutzutage gibt es für jede Gelegenheit die passenden Laufschuhe. Hand aufs Herz: Wie viele habt ihr zu Hause rumstehen?

R: Im Grunde mindestens zwei und maximal drei. Unterschiedliche Hersteller, damit sich der Fuß nicht an einen Schuh gewöhnt. Man sollte die Laufschuhe wechseln, damit sich diese dann auch wieder aufbauen können, so wurde es mir zu mindestens gesagt.

J: (lacht) Bei mir stehen 5 Paar zu Hause rum. Einen für Bergläufe, drei für Rennen und ein Trainingsschuh für lange Läufe. Für die kurzen Trainingsläufe nehme ich einen von den Rennschuhen.

Ich bedanke mich für eure Ausdauer bei diesem Interview :)

R: Gerne.
J: Ich danke.

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